BUGA 23: Blumenbad oder Zeitreise? Beides!
Mannheim, 19. Mai 2023
Rhododendronblüte im Luisenpark und geschichtliche Blumenschau auf dem Spinelli-Areal
An diesem Wochenende geht es los mit der großen Blüte im neuen Rhododendron-Areal im Luisenpark! Nahe des Haupteingangs blühen Rhododendren, Fuchsien und andere blühende Sträucher im ästhetischen Umfeld von Skulpturen und Plastiken. Durch den Regen der vergangenen Wochen haben sich die Pflanzen rasant entwickelt! Auf dem Spinelli-Gelände wird es in der Blumenhalle Floristik interessant: mit einer floralen Zeitreise in die Vergangenheit der Stadt Mannheim, als sie unter amerikanischer Besatzung stand. Alle Aussteller erhielten Goldmedaillen für ihre Gestaltungen!
Rhododendron-Dependance
Rund um den Skulpturengarten, bekannt als Heinrich-Vetter-Weg, blühen nun im zweiten Jahr die Rhododendren-Bäumchen. In weiser Voraussicht auf die BUGA 23 hatte die gärtnerische Leiterin des Luisenparks, Ellen Oswald, diesen neuen Bereich gut zu erreichen gleich nahe des Haupteingangs eingerichtet. In diesem zweiten „Rhododendron-Hotspot“ können Besucher*innen die prächtigen „Rosenbäume“, wie der griechische Name übersetzt bedeutet, inmitten von Bildhauer-Arbeiten unter freiem Himmel bewundern. Der schattige Standort eignet sich sehr gut für Rhododendren, die hier durch Fuchsien ergänzt werden.
Bildhauerei trifft Gartenkunst
„Natürlich hat mich an dem Standort vor allem die Umpflanzung der Skulpturen gereizt“, so Oswald. „Ich habe versucht, aus verschiedenen Perspektiven für die Kunstwerke und einen Bilderrahmen aus Blüten zu machen“, so Oswald, die hier einmal mehr ihr Geschick in der Gartengestaltung bewiesen hat. Am Skulpturenweg gab es bereits Rhododendronbüsche mit einer Höhe von teils über drei Metern, die den „hinteren Bildrand“ bilden. Hie und da wurden neue Pflanzen dazwischen gestreut und so, schön zu sehen bei der Bronze-Plastik „Figuren vor Block“ von Michael Irmer ein floral-bildhauerisches Gesamtkunstwerk erschaffen. Alle, die am Eingang Fernmeldeturm ankommen, finden direkt dort um die KlangOase herum den alten Rhododendrongarten: ein wahrer Rhododendron-Wald aus heute haushohen Büschen ist hier seit der Bundesgartenschau 1975 gewachsen, in wunderschönen Sorbetfarben Flieder, Nude oder Elfenbeinweiß. Für ein besseres Pflanzwachstum und eine noch stärkere Blühfreude hat das Team Grün hier immer wieder Erdaustausche vorgenommen, um die für die Rhododendren benötigte Erdbeschaffenheit mit recht saurem pH-Wert zu erreichen.
Zwei Gelände – zwei Standorte
Die beiden Gelände Spinelli und Luisenpark können aufgrund ihrer unterschiedlichen Strukturzur BUGA 23 sehr viele gärtnerische Möglichkeiten abbilden: Während auf dem sonnenexponierten Spinelli-Areal Pflanzen präsentiert werden, die sonnige Standorte bevorzugen und hitzeresistent sind, können bei der BUGA 23 im Luisenpark mit seinem alten Baumbestand, der für viel Schatten sorgt, schatten- und halbschattenliebende Pflanzen gezeigt werden. A propos Spinelligelände: Hier werden aktuell die „Sonnenblumen“ für den Sommer in die Startlöcher gesetzt. Besucher*innen sollten dort eine besondere Ausstellung in der Blumenhallen Floristik nicht verpassen.
Achtung, Baby – Goldmedaillen!
Mit der Ausstellung „ATTENTION! Die Amerikaner in Mannheim“ geht es mit den Blumenhallenschauen weiter. Seit 13.5. ist die Zeit der amerikanischen Besatzung in Mannheim Thema. Wie diese Ära die Stadt bis heute geprägt hat, wird floristisch übersetzt in viele kleine Geschichten von Menschen, deren Leben dadurch beeinflusst wurde.
Die Floristik-Schau von Stephanie Büchler und Petra Schwörer ist bis zum 29. Mai zu sehen. Für diese fünfte Hallenschau auf der BUGA 23 hat es geradezu Auszeichnungen geregnet. Alle Aussteller*innen erhielten die Große Goldmedaille der Deutschen Bundesgartenschau-Gesellschaft (DBG) sowie weitere Ehrenpreise. Für die Floristmeisterinnen Büchler aus Mannheim-Feudenheim und Schwörer aus Schifferstadt gab es Doppelgold der DBG: Einmal „für die Verbindung der stilistischen Einheit, die gezielt ausgewählten Dekorationselemente und die Umsetzung des Themas ‚Attention‘ in der geschichtsträchtigen U-Halle“. Die zweite Große Goldmedaille wurde vergeben für „die künstlerisch, floristisch und symbolisch sehr professionell umgesetzten, historisch konnotierten Einzelthemen mit hohem ästhetischem Anspruch“. Der Ehrenpreis des Fachverbands Deutscher Floristen erhielt die Ausstellerinnengemeinschaft für das Werkstück „Beziehungsgänge“ für die gelungene Vielfalt an floristischen Formbindereien.
Stadtgeschichte – aus persönlichen Geschichten
Dass die beeindruckende florale Installation nur im Verbund mit Partnern möglich war, unterstreichen die beiden Ausstellungsmacherinnen. Erst im letzten Sommer waren sie für den ursprünglich vorgesehenen Kollegen eingesprungen. Die Monate, die ihnen zur Vorbereitung fehlten, wogen sie durch ihre lange Erfahrung im Eventbereich und ihr gutes Netzwerk auf. Außerdem konnten sie auf persönliche Erfahrungen zurückgreifen: Büchler und Schwörer kommen aus der Region, Schwörer aus Schifferstadt, Büchler sogar direkt aus Feudenheim, der Heimatstadtteil Spinellis. Sie kennt die Geschichten aus dieser Zeit aus Berichten ihrer Familie, kann sich teils noch selbst erinnern. Insbesondere die Erzählungen ihres Onkels, Geschichten von Hoffnung und Heimweh, von einer Welt vor und hinter dem Kasernenzaun, von gemeinsam Festen, aber auch gegenseitigem Misstrauen, haben sie inspiriert.
So war es in Mannheim
„Mit Blumen und originalen Stücken aus der Zeit vermitteln wir ein Gefühl dafür, wie es hier vor Ort in Mannheim war, welchen Einfluss die amerikanischen Soldaten hatten, wie sich alles veränderte“, erläutern Büchler und Schwörer ihr Konzept, in das viele Details wie alte Koffer und Fotos, Nylonstrumpfhosen, Porzellan oder Traumfänger über zerbrochenen Glasscheiben eingebettet wurden. Für große, mitunter ambivalente Gefühle bedarf es raumgreifender Installationen. Die größte, „Das bunte Leben“, ist 15 Meter lang und zwei Meter breit und lässt die 1950er Jahre aufleben. Nüchterner Gegensatz dazu „Der Panzerwald“, eine Installation zum ehemaligen Truppenübungsplatz im Mannheimer Norden mit echten Fundstücken daraus, etwa Stiefeln, die die amerikanischen Soldaten in einen Baum hängten, wenn sie ihren Dienst vor Ort beendeten, nicht selten mit Liebesbriefen unter ihrer Sohle.
Nähere Infos dazu und zu den ausgezeichneten Florist*innen hier: https://www.bundesgartenschau.de/aussteller/hallenschauen